Mittwoch, 26. März 2014

Auf den Spuren Frodo's & Maori in Neuseeland

Waimarama - mein Aufrappel-Zweitheimatsort in Neuseeland
Manu:
Gott sei Dank gibt es Freunde's Freunde! Innerhalb kürzester Zeit konnte ich eine Freundin von Jonathan's Schwester ein Wellington erreichen und sie bitten, ob ich denn nicht eine Nacht bei ihr schlafen darf, da der Bus nach Hastings erst am nächsten Tag gehe. Sie sagte ja! Juhuu. Was für ein schönes Gefühl, wenn man geschwächt am Flughafen eines fremdes Landes ankommt, ein freundliches Gesicht sieht, umarmt und so willkommen geheißen wird! Merci!! :)
Die folgende Woche hieß es wieder mal regenerieren. Noch immer musste ich Antibiotika nehmen und die Sonne so gut wie möglich meiden. So schlief ich anfangs lange, las viel und genoss es wieder ein festes "Zuhause" bei Shayna's Familie zu haben. Langsam fing ich auch an dort auszuhelfen - ging mit den Hunden spazieren, spielte mit den Kindern, half im Garten und Haushalt mit.

Gannetkolonie auf Kidnappers Cape
Nach zwei Wochen kamen Freunde von Jonathan aus Österreich mit denen ich ebenfalls einiges unternahm. Wir besuchten z.B. die Gannet Kolonie und wanderten, um diese zu sehen, die wunderschöne Meeresküste entlang. Und mit Philo stellte ich ein geniales Kochteam zusammen, das die Familie gut verpflegte ;) 

Reiten - wieder etwas Neues lernen :)
Zwei neue Dinge durfte ich zu der Zeit in Waimarama ebenfalls lernen: reiten und bodyboarden in den wilden Wellen von Hawkes Bay. Was für ein Spaß!!!
Danke Shayna für's liebevolle aufnehmen in deine Familie und deiner Heimat!!! :* 

Verkleiden im 20iger Stil für das Art Deco Festival
Zu Beginn war ich doch recht unsicher, was ich denn nun eigentlich in Neuseeland tun soll. Ich hatte kein Zelt dabei und die Kosten hier sind doch ziemlich hoch. Alleine herumreisen macht mir auch nicht wirklich Spaß. Ich vermisste Jonathan. Und der plagte sich um Geld für unsere Rückreise zu verdienen. Nicht lange haben wir gebraucht, um festzustellen, dass es so keinen Sinn hat - eigentlich war er es, der Neuseeland sehen wollte und nun soll er stattdessen in Australien arbeiten? Und ich kann nicht wirklich viel unternehmen, da ich nicht viel Geld ausgeben will. Kurzum: ich buchte ein Ticket für ihn. Was sich zunächst als nicht so leicht herausstellte, denn für Neusseland braucht man bereits bei Einreise ein Rückflugticket - für Individualreisende eine Plagerei. Auch bei Einreise sind die Neuseeländer (& Australier) sehr pingelig: benutztes Treckingequipment muss deklariert und gewaschen werden, Essen darf kaum bis gar nicht mit ins Land genommen werden.

Zwei Tage vor Jonathan's Ankunft fuhr ich ihm bereits entgegen und begann bei unserem HelpX Host nahe Rotoroa auszuhelfen und bereits die Gegend zu erkunden. Jetzt handelte es sich nur mehr um ein paar Stunden...

Jonathan:
Für mich zeigte sich Neuseeland von seiner besten Seite. Die Nordinsel, auf der wir den Großteil der Zeit verbrachten war angenehm warm, aber nicht heiß, sonnig und die Landschaft war absolut faszinierend. Die Mitte der Nordinsel ist voller vulkanischer Aktivität, heiße Quellen, Löcher im Wald, aus denen es heraus qualmt, blaue Seeen, heiße Strände und natürlich, Vulkane schmücken die Insel. Abgesehen davon sind die Neuseeländer sehr nett. Autostoppen war überhaupt kein Problem. Auf diese Art reisten wir durch halb Neuseeland.

Kajakausflug zu den schwarzen Schwänen
Die ersten gemeinsamen Tage verbrachten wir in einem kleinen Hostel. Manu fand es wiedermal über helpx. Für drei Stunden Arbeit durften wir dort schlafen. Nach getaner Tat nutzten wir den Tag um per Fahrrad, Boot oder Zu Fuß die Gegend zu bewundern. Es war schön endlich wieder bei Manu zu sein. Für mich fühlte es sich an, als würde ich nach einer schweren Zeit nach Hause kommen.

Ein Hatscherer von Rotoroa Richtung Taupo
Unsere ersten Autostop-erfahrungen waren allerdings zwiespältig. Einmal wurden wir gleich mitgenommen, ein andermal wanderten wir die geplante Strecke von Anfang bis Ende. Ein netter Herr gab uns den Tip von dem heißen Fluss und den Becken. Ich konnte es nicht glauben aber der Fluss hatte einfach die perfekte Temperatur: Heiß! So heiß, dass man nach 10 Minuten raus musste um sich abzukühlen. Obwohl nicht erwünscht, schlugen wir dort in der Nähe unser Zelt auf. Nach einer kühlen Nacht geht nichts über eine heiße Dusche, oder eine überdimensionale Badewanne, mitten im Wald, was auch immer, das ist Luxus! Wahrer Luxus, wir hatten Zeit und es kostete uns nichts dort zu schlafen. Luxus pur!
Traumhafte Hot Springs: "Kerosene Creek"
Auf dem Weg in den Süden trafen wir ein französisches Pärchen, die wie wir auf Schlafplatz- Suche waren. Jedenfalls stellten wir fest, dass wir in die gleiche Richtung reisen wollten. Sie hatten allerdings ein Auto wir nicht. Und sie hatten keinen Platz für uns. Trotzdem waren wir schneller beim nächsten Treffpunkt. Wir entschieden uns gemeinsam auf den Vulkan zu steigen, eine gute Entscheidung, denn mit ihnen konnten wir uns den extrem teuren Shuttle sparen. Zufällig trafen wir auch noch zwei Schweizer Fischer, die sich inspirieren ließen und so hatten wir zwei Autos. Perfekt! Vielen Dank an dieser Stelle. Wir hatten riesigen Spaß auf dem schönen gratis Campingplatz, aber die Zeit lief uns davon und wir mussten weiter in Richtung Süden.
Frodo's Ziel! Der Schicksalsberg!!!
Multikulti Kartoffel-Omlett in selbstgebastelter Folienpfanne
Auf der Südinsel verbrachten die meiste Zeit in der Golden bay. Wie wir feststellten ist die Golden bay der Hippie Platz schlecht hin. Das Dorf ist voll mit Organic shops, und alternativen Angeboten, außerdem ist es ein gutes Klettergebiet. Zum Wandern ist es wie geschaffen und überhaupt ist die Südinsel angeblich noch schöner als die Nordinsel. Jedenfalls verbachten wir dank helpx wieder eine Woche bei einer netten kleinen Familie. Die Kinder zu Babysitten war ein Vergnügen! Lustig war auch die Tatsache, dass die Kinder am besten im fahrenden Auto einschliefen. Kein Hindernis für uns, die die Gegend auskundschaften wollten.

Unsere Zwillinge auf Zeit
Wie gesagt, die Zeit in Neuseeland war einfach zu knapp und die Südinsel bleibt wohl zum Großteil ein unbekanntes Land für uns. Trotzdem ein bisschen Südinsel Flair konnten wir schnuppern, als wir vorbei an Robben und Delfinen in Richtung Christchurch reisten. Wo wir im unfreundlichsten Flughafen unserer Reise im Sitzen die ganze Nacht auf unseren Flug warten mussten.

Suchspiel. Wie viele sonnenbadende Robben könnt ihr sehen?
Manu:
Neuseeland ist definitiv ein Land zum Wiederkommen. So viel unentdecktes haben wir zurückgelassen, dennoch haben wir auch so einiges erlebt: wir konnten Kontakte zu Maoris knüpfen, sahen und schliefen sogar in unserem absolutem Traumhaus, fanden neue Freunde und pflegten unsere Leidenschaften Wandern und Berg- bzw. in dem Fall Vulkansteigen. Wir durften Delphine und Robben in freier Natur sehen, plantschten in heißen Quellen mitten in der Natur und ich genoss es für ein paar Tage Pflegemami für ganz besonders süße Zwillinge zu sein. 
Wenn es ein nächstes Mal geben sollte, miete ich oder kaufe ich wie zig andere ein Auto mit Matratze hinten drinnen oder einen Campervan.... :)
Aber nun geht es langsam wieder "nach oben", nach Hause mit einem Zwischenstopp in Indonesien, wo uns bereits ein weiterer Reisefreund erwartet.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Psychische und physische Herausforderung in Australien

Manu:
Mein längster Flug bisher - 8 Flugstunden über Nacht von Kuala Lumpur nach Melbourne. Davor 2 Stunden von Langkawi nach Kuala Lumpur. Anstrengend. Aber wie schön ist es doch, am Flughafen von einer guten Freundin abgeholt zu werden! :)
Lange musste sie warten, da die Immigration in Australien ziemlich strenge Kontrollen hat und doch einige aus Asien nach Australien fliegen...erleichtert fielen Lidija und ich uns in die Arme. Ein Schild hatte sie auch bei sich: "Welcome in Australia - Worldtravellers!"
Zwar konnten wir in der Nacht kaum schlafen und Dank Billigairline gab es auch nichts zu Essen und Trinken (es sei denn man zahlte...), trotzdem konnten wir nicht nein sagen, als es hieß wir könnten doch gleich mit zum Weihnachtsbrunch kommen. Und da stand doch auch tatsächlich ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer und ein Strumpf hing - bummvoll- für uns da! Als wir unser Zimmer betraten, dachten wir schon wir wären in einem Hotel - ein liebevoll hergerichtetes Bettchen, Handtücher usw. Ein gemütliches Bett - gut für mich - da wusste ich allerdings noch nicht, dass ich demnächst knappe zwei Wochen darin verbringen würde.
Seltsam fühlten wir uns schon, als wir so durch Melbourne fuhren - wir waren halt wieder in der ersten Welt. Beim Familienbrunch in einem Pub sahen wir die stolzen Preise der Speisen, Menschen die einander Geschenke überreichten und dabei nicht einmal eine Miene verzogen. Irgendwie fühlte ich mich schon seltsam hier. Strenge Regeln, Kontrollen und Strafen gibt es hier.
Schon als wir über Australien flogen, dachte ich mir - eueu. Na das ist aber eine Einöde hier. Flach, Steppe, trockene Ebene und das zig tausende Kilometer. Und noch dazu die vielen Waldbrände und giftigen Tiere. Was fasziniert die Menschen nur, nach Australien zu reisen?
Australien zählte ehrlich gesagt eigentlich nie zu meinen Reisezielen, nur die Verlockung eine Freundin zu sehen, der billige Flug und eine eventuelle Weiterreise nach Neuseeland liessen mich hier landen.
Die ersten Tage erholten wir uns, faulenzten - besuchten Kängurus und den Strand, kochten und speisten gut (wobei Australien kulinarisch meiner Meinung nach nicht sehr viel zu bieten hat, es sei denn man kocht selber). Ich durfte sogar mal mit zu Lidijas Arbeit in ein Pflegeheim, wo ich mit den alten deutsch-englisch-sprachigen Herrschaften Spiele spielte und mich unterhielt.

Jonathan:
Von Asien nach Australien ist es zwar nur ein billiger Flug, aber trotzdem reist man in eine andere Welt. Australien ist einfach riesig, alles ist riesig im Vergleich zu Südost Asien. Die Häuser, die Straßen, die Menschen, einfach alles ist groß und reich. Zumindest in Victoria, das kleine "Bundesland" ganz im Süden des Kontinents. Nach so einer langen Reise genossen wir den Wohlstand und die mütterliche Art wie wir von Lidija und Brent aufgenommen wurden.
Über das Internet fing ich bald an Arbeit zu suchen, das war der eigentliche Grund um nach Australien zu fahren. Geld! Es lässt sich relativ gut und leicht Geld verdienen in Australien, zumindest wenn man unter 30 und nicht österreichischer Staatsbürger ist. Mit einem deutschen Pass kann man ein Arbeitsvisum beantragen mit einem österreichischen nicht. Und so kam es, dass ich derjenige war der Das Geld beschaffen musste. Bei meiner ersten Arbeit in Melbourne als "Salesman" ging ich leer aus und nach dem zweiten Arbeitstag kündigte ich wieder.

Fröhlicher Ausflug zu der Great Ocean Road
Statt zu arbeiten machten wir gemeinsam mit Lidi einen kurzen Urlaub an die great ozean road. Eines der Highlights von Australien ein wunderschöner Küstenstreifen mit einer schönen historischen Straße und grandioser Natur.Wir hatten eine sehr schöne Zeit und das enorme Glück ein Koala-Baby zu treffen und zwar eines das nicht schläft sondern aktiv den Baum hoch und runter kletterte. Für ein Tier das bis zu 20 Stunden am Tag schläft ist das wirklich Glück.

Manu:
Danach ging es auf zur Küste - und ja, die ist wirklich sehr beeindruckend. Irre sind auch die vielen BBQ's die einfach gratis benutzt werden konnten sowie ein paar gratis Campingplätze entlang der Great Ocean Road. Und - das muntere Koala-baby war natürlich auch ein Highlight. :)

Aborigines sahen wir zwar immer wieder mal, aber deren Kultur und Anwesenheit scheint bei den Aussies nicht sehr stark anerkannt zu sein.

Was für ein Glück! Ein munteres Babykoala in Freiheit :)
Kaum vom lustigen Ausflug zurückgekommen, spürte ich einen verdickten Lymphknoten an meiner rechten Halsseite. Es war nicht weiter verwunderlich - ging doch sehr viel Wind an der Küste und bei der Hitze waren die Klimaanlagen überall auf Vollbetrieb. Aber er wurde immer dicker - und es blieb nicht nur bei einem Lymphknoten - mein ganzer rechter Hals schwoll die kommenden Tage so dick an, dass ich schlussendlich kaum mehr meinen Mund zum Essen öffnen konnte. Zunächst probierte ich alle Hausmittelchen aus - dachte ich doch, es sei eine Bombenverkühlung die sich da ankündigt. So schlief und trank ich viel, machte Zwiebelwickel und Inhalierte etc...und nebenbei hielt ich Rücksprache mit meinen drei lieben Ärzten und Krankenpfleger Daddy in der Heimat! Danke noch mal hierfür für eure Unterstützung und Ratschläge!
Nach einer Woche Herumpfuscherei ging ich also zum Arzt. Dazu muss man sich zunächst ein "Appointment" ausmachen. Da ich keine Australierin bin, musste ich natürlich alles zahlen - netterweise wurde ich stets gefragt, ob ich denn eh eine Versicherung hätte, die für die Kosten aufkommen würde...ja, die hatte ich und "endlich" kam sie mal zum Einsatz ;)
Was aber war die Diagnose? Die bleibt bis heute unbekannt...
Blut- sowie Ultraschalluntersuchungen ergaben nichts. Ich hätte eben irgendwo im Körper eine Entzündung gehabt - warum, weshalb und wo bleibt eher ein Rätsel. Aber durch die Antibiotika, die ich ziemlich lange nehmen musste, wurde ich wieder gesund.

Jonathan:
Nach dieser Zeit wurde der Australien Aufenthalt mühsam und bis dahin der Teil der Reise der mir am wenigsten gefiel. Vom Inneren Krieg den Lidi mit sich führte wusste ich, aber dass auch wir direkt davon betroffen werden können wollte ich nicht so richtig glauben. Aber so geschah es, wir waren einfach zu lange bei ihnen zu hause. Ich fand nicht so dir richtige Arbeit und Manu wurde krank, noch dazu war es doch recht angenehm ein Zuhause zu haben und so geschah es, dass Lidi´s bevorstehende Hochzeit, wir und ihre psychischen Probleme zu viel waren und der Urlaub und die gemütliche Zeit endete abrupt in einem schrecklichen Streit.

Manu:
Noch während ich krank war, kam es leider neben des physischen Kampfes auch zu einem entsetzlichen Streit mit meiner Freundin, der hier etwas Komplex und schwierig wiederzugeben ist.
Nur so viel: wie kennen uns schon über 10 Jahre und immer wieder kam es zu solch derartigen hysterischen Ausbrüchen, nach denen ich schon öfter den Kontakt abbrechen musste - weil ich ihr dabei leider nicht helfen kann und sie auf ihre gesamte nächste Umwelt - sprich auf ihre nahestehenden Freunde - losgeht.

Mein Aufenthaltsort für 2 Wochen
Jonathan:
Brent brachte uns nach dem Streit zu seinen Eltern wo wir in Sicherheitsabstand von Lidi unsere Abreise vorbereiten und nebenher Manu´s Geburtstag feiern konnten. Brent´s Eltern kümmerten sich sehr gut um uns und hielten uns bei Laune indem sie uns die Umgebung zeigten und einfach da waren zum Tratschen.

Mein 29igstes Geburtstagsfrühstück


Manu:
Von den Medikamenten und dem Kampf mit Lidi geschwächt mussten wir also flüchten...die letzten Tage in Australien waren sehr schwer für mich. Da ich nicht vollständig fit war, musste ich mir eine bequeme, erholsame Alternative überlegen - allerdings fürchtete ich mich auch vorm alleine weiterreisen. 
Mein 29. Geburtstag zählte daher nicht wirklich zu den Besten. Noch dazu überkam mich die (wahrscheinlich typische) Frauenkrise. Fast 30! Und noch keine richtige Familie, geschweige denn ein Zuhause...
Und so buchten wir für mich Flugtickets nach Neuseeland und zunächst war ein Wiedersehen mit Jonathan erst 2 Monate später in Indonesien geplant....


Jonathan:
Nach ungefähr einer Woche entschieden wir uns endgültig, dass ich einfach auf gut Glück nach Shepparton in die "Fruitpicking- Hauptstadt" reiste und Manu nach Neuseeland flog, wo sie wieder von Freunden, in dem Fall Shayna und Familie aufgenommen wurde.  Ich hingegen landete erst einmal im Wald an einem Fluss, dort wo viele Backpacker landeten die auf Jobsuche waren und sich kein hostel leisten wollten. Die meisten hatten allerdings ein Auto als Schlafplatz. Ein riesen Vorteil, wenn man einen Fruitpicking Job sucht.
Manu fliegt alleine weiter
Und so ging ich, verzweifelt doch in ein Hostel. Ein sogenanntes working hostel, wo einem gleich Arbeit vermittelt wird. Allerdings war in meinem Fall die Arbeit, Tomaten pflücken, so schlecht bezahlt, dass ich den Großteil des Gehalts nur zum Abzahlen des hostels und zum Essen kaufen, verwenden musste. So konnte es natürlich nicht weiter gehen, denn in meiner verzweifelten Lage ohne Geld in einem der teuersten Ländern der Welt, wollte ich nicht länger sein, also buchte Manu schon einen Flug für mich raus aus der Hitze nach Neuseeland. Desshalb hatte ich nur begrenzt Zeit, genug Geld zu verdienen. Glücklicherweise konnte ich die letzten Wochen in einem uralten heruntergekommenen Wohnwagen auf einer kleinen Farm leben. Hier durfte ich Auberginen, Äpfel und Birnen pflücken und gleichzeitig konnte ich, nur mit einem alten Fahrrad 10 km ins Dorf, was bei der Hitze kein Vergnügen war. Ich war also gezwungen zu sparen und das war gut so.
Arbeiten konnte man meistens nur Vormittags. Ab Mittag hatte es über 40°C, Schatten gab es auf den Feldern keinen, also ab in den Wohnwagen und Däumchen drehen, fernschauen, lesen, schlafen.

So vergingen die zwei übrigen Wochen irgendwie doch recht schnell. Der Abschied von Australien viel mir auf jeden Fall nicht schwer. Ganz und gar nicht, denn Manu hatte wieder mal ihr Organisationstalent spielen lassen und uns einen netten Aufenthalt auf der Nordinsel organisiert.

Samstag, 30. November 2013

Volunteering in Malaysia & South-Thailand


Jaja. Nach eeeeewig langer Zeit sind wir nun wieder da. :) Sorry, dass wir euch so lange im Stich gelassen haben - aber es hat sich wieder so einiges getan und wenn man dann auch nicht immer bequem Internet hat, verschiebt sich alles ein wenig....

Also - drehen wir ein wenig die Zeit zurück in den November....

Jonathan:
Manu hat unsere Ankunft und die ersten Tage in Malaysia schon im Voraus geplant. In Nepal waren wir "Schüler" in einem Vipassana Meditationscenter und in Malaysia hat Manu uns als "Server" angemeldet. Als Server den Schülern zu dienen ist im Buddhismus zum Einen ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur Erleuchtung, zum Anderen konnten wir auf diese Art die 10 Tage Meditation in Nepal "bezahlen" - so funktioniert, und erhält sich die weltweite Vipassana Bewegung.  
Was hieß das für uns? Morgens früh aufstehen und das Frühstück vorbereiten, dann meditieren, das Gelände, und die Bäder säubern, Mittagessen vorbereiten, essen, meditieren, abends wieder wenn nötig  beim Essen machen helfen, wieder etwas essen, meditieren und danach wenn wir Lust hatten den Discours anhören und eine abendliche Besprechung. Natürlich gibt es auch als Server eine strenge Geschlechter Trennung und man soll nur reden wenn wirklich notwendig. Insgesamt kochten wir für ca 130 Meditierende.
Für uns war die Zeit wieder sehr erholsam und angenehm. In einem Vipassana Center herrscht eine ganz besondere friedliche, freundliche und entspannte Atmosphäre.

Manu:
Die Zeit im Vipassana Center war für mich wieder genau richtig um anzukommen. Nach einer anstrengenden Nacht in einem primitiven Hostel in China-Town Kuala Lumpur ging es auf's Land Richtung Osten. Wir kamen einen Tag nach Beginn des Kurses an und so war es eine etwas schweigsame Einführung (als Server soll so wenig wie möglich gesprochen werden) in unsere Aufgaben. Aber da wir alle das gleiche Interesse der Meditation pflegen, fühlte ich mich sobald "Zuhause". Wie schön, dass es solche Center fast auf der ganzen Welt gibt....
Es war eigentlich eine Überraschung, dass wir beide in der Küche arbeiten, da sehr viel Wert auf Geschlechtertrennung gelegt wurde. 
So halfen wir in der Küche, putzen Klo und achteten auf unsere Schüler...
Die Zeit als Sever in einem Center soll auch helfen die Meditation in den Alltag zu integrieren. Was uns immer noch nicht gelingt, denn ehrlich gesagt haben wir schon lange nicht mehr meditiert. Es fällt mir gerade deshalb schwer, weil ich keinen richtigen Rhythmus und für mich guten Meditationsplatz habe. Ja, irgendwie ist es auch eine Ausrede. Aber ich nehme mir fest vor in Österreich wieder damit zu beginnen und eventuell eine kleine wöchentliche Meditationsrunde und Yogarunde mit Freunden zu veranstalten. 
Also wer hätte Interesse? :)

Küchendienst frühmorgens um 5 Uhr
Jonathan:
Nach dem Meditieren fuhren wir wieder zurück nach Kuala Lumpur. Man erzählte uns, dass die Ostküste Malaysias zwar sehr schön sei, aber zur Zeit sei dort wegen des Monsun viel überflutet und einfach nicht so angenehm, und deswegen entschieden wir uns an die Westküste über die historische Insel Penang nach Langkawi zu fahren wo wir herzlich vom Tierliebhaber Jeff aufgenommen wurden, aber nur unter der Bedingung, das die Hunde und Katzen, wenn sie wollten das Bett mit uns teilen durften. Uns viel es nicht schwer da zu zu sagen. Jeff zeigte uns viel von der Insel wie Land Leute und Tiere hier so leben. Muslime haben ja zu Hunden keinen guten Draht, deswegen geht es ihnen auch nicht so gut in Malaysia. Nicht aber wenn sie unter Jeff´s Flügeln Zuflucht finden. Wie viele auf Langkawi und im Norden Malaysias zählt er sich nicht zu den Muslimen, sondern zu den Buddhisten.
An dieser Stelle vielleicht noch ein paar generelle Worte über Malaysia:

Das Land besteht praktisch aus zwei weit von einander entfernten Hälften. Die malaysische Halbinsel und Borneo, wobei Borneo viel weiter im Osten liegt und viel wilder und weniger bewohnt ist. Hier kann man noch auf Naturvölker treffen die mit der modernen Gesellschaft fast nichts zu tun haben, allerdings sind sie sehr bedroht. Ihr Lebensraum schrumpft in rasender Geschwindigkeit und fällt riesigen Palmöl-plantagen zum Opfer. Mit Umweltschutz hat Malaysia generell nicht viel am Hut. Eine starke boomende Wirtschaft ist eindeutig wichtiger, daher ist die malaysische Halbinsel schon beinahe ihres gesamten Regenwaldes beraubt worden. Ein paar sensible Orang- Utans kann man aber immer noch antreffen. Die Hauptstadt Kuala Lumpur ist extrem modern, eine spektakuläre Skyline gegipfelt von den berühmten Petronas towers, das moderne Monorail, und viele andere Highlights machen die Stadt zu einer Hightech- Stadt. Trotzdem wirkt das gesamt Bild nicht so harmonisch, weil dennoch viel Armut im Land herrscht. Man sagte uns, dass die reichsten Leute im Land eingewanderte Chinesen sind, die nicht viel Geld im Land lassen.
Die malaysische Politik ist wie verheiratet mit dem Islam. Sie unterstützen sich gegenseitig wo es nur geht. Das sieht man daran, das in jedem kleinen Dorf eine überdimensionale Moschee steht. Der Staat finanziert den Bau der Moscheen, während ein buddhistischer, oder ein hinduistischer Tempel nur durch freiwillige Spenden finanziert werden darf. 

Manu:
Zunächst viel uns die Entscheidung schwer, wie und wo es denn weitergehen solle. Aber dann fand Jonathan ein Schiff, auf dem wir arbeiten konnten und so machten wir uns auf Richtung Langkawi. Jeff ist wirklich ein Engel und lebt seine Buddhistische-Religion. Er hilft Menschen und Tieren wo es nur geht. Jedes seiner aufgenommenen Tiere hat eine tragische Geschichte hinter sich und Jeff änderte seinen Berufskurs von einem erfolgreichen Businessman zu einem Tierpfleger auf Langkawi. 
Und er liebt es!! Und das obwohl er kaum Geld hat...tja, Geld ist wohl doch nicht alles...

"Hammock"surfen auf Langkawi mit 7 Hunden und 38 Katzen
Jonathan:
Langkawi ist landschaftlich eine malerisch schöne Insel an der Grenze zu Thailand. Das Wasser ist auf Grund der Nähe zum Festland nicht unbedingt das Beste zum Tauchen aber die Strände und die Berge sind dafür umso schöner. Zum Fischen soll es auch ganz gut sein.


Plantschen und Rocksliden bei den 7 Quellen
Hier in Langkawi ist auch die Naga Pelangi stationiert. Eine wunderschöne zweimastige Segeljacht. Früher wurde diese Art von Schiffen als Frachtschiff verwendet. Das Boot ist nach einem sehr alten, ursprünglichen Vorbild gebaut, wurde aber mit moderner und relativ luxuriöser Ausrüstung ausgestattet. Unser Captain, Christoph ein erfahrener Seemann, der mit einem Boot dieser Art schon die Erde umrundet hat und abends zum oder nach dem Essen wahnsinnig spannende Seefahrer Geschichten aufgetischt hat. Der Deal war folgender: Das Boot musste auf den Slip der gesamte Unterkörper musste per Hand abgeschliffen, verputzt und wieder neu angestrichen werden. Wenn wir da mit halfen durften wir dafür danach zum schönen Thailändischen Inselarchipel von Ko Lipe. Einmal am Boot gibt es aber kein, oder nur schwer ein zurück, denn das Schiff kann genauso auch ein Gefängnis im Paradies sein. Und so fühlten wir uns auch, nachdem wir feststellen mussten, das Christoph nicht nur ein rauer, launiger Seemann war, er hatte offensichtlich auch ein massives Alkoholproblem, welches dann auch für uns zum Problem wurde. Man hat uns schon gewarnt, dass auf einem Schiff eine extrem strenge Hierarchie herrscht. Was der Kapitän sagt muss geschehen, und zwar auf eine Art, die dem Kapitän entspricht, in einem Tempo das dem Kapitän recht ist, und egal wie sinnvoll, oder sinnlos die Arbeit ist. Ein Einwand wäre frech und ein Widerspruch unerhört! 

Abnehmen des alten Antifoulings vom Rumpf des traditionellen Schiffes  in Satun/Thailand
Das Schiff kann gechartert werden. Und so geschah es auch. Plötzlich sahen wir uns in einer ganz anderen Position. Wir waren Teil der Crew und mussten einfach professionell funktionieren wie es den Vorstellungen von Christoph gerecht war. Das war nicht immer leicht für uns. Das Boot ist extrem wertvoll, und es ist sehr teuer wenn man es chartern will, deswegen waren die Erwartungen der Gäste entsprechend und der enorme Druck den sich der Kapitän und seine Frau aufzwangen, unter Anderem auch weil über ihnen der Pleite-Geier schwebte, der wurde auf uns abgelassen. Unangenehm war das!
Unserer Arbeitsplatz für 1.5 Monate
Trotzdem fand ich die Arbeit sehr interessant. 6 Wochen waren bei weitem nicht genug um zu lernen wie so ein Schiff funktioniert. Ein Schiff dieser Größe zu Segeln ist eine sehr hohe Kunst, aber das ist bei weitem nicht alles was man können muss. Die Instandhaltung ist ein riesen Brocken! Die Naga Pelangi ist ein Holzschiff. Es lebt, von da her gibt es dauernd etwas auszutauschen, zu richten, zu schleifen, zu bauen. Ein riesiges, breites Spektrum Wissen ist notwendig, um dieses Schiff auf See zu halten.
Gottseidank hatten wir dann doch noch ein paar entspannte Tage an den schönsten Stränden des Planeten, wir konnten mit dem Kajak die Inseln ansteuern und schnorcheln gehen.
Traumstrände auf den Inseln rund um Koh Lipe/Thailand
Pünktlich zu Weihnachten, als die Arbeit wieder zu beginnen drohte verließen wir das Schiff und landeten auf einem anderen Schiff, noch luxuriöser als die Naga Pelangi aber bei weitem nicht in so einem Topzustand. Das Millionen $ Schiff war leider dem Untergang geweiht. Der Chinesische Besitzer kümmerte sich nicht darum. Es musste wohl eine Art Geld-Anlage sein, jedenfalls wurde es nicht zum Segeln verwendet sondern als "Hafenschmücker", ein Jammer! Jedenfalls lernten wir den Aufpasser dieser Yacht, zufällig beim essen in einem kleinen Restaurant kennen, als wir von unseren Erlebnissen auf der Naga Pelangi erzählten, und am Rande erwähnten, dass wir nicht wussten wo wir die nächste Nacht verbringen (Heilig Abend) lud er uns in sein "Zuhause" das Schiff ein. Am Nächsten Tag stoppten wir zum Flughafen und flogen über den Äquator nach Australien.
Wer (er)kennt dieses Seeungeheuer? ;)
Manu:
Schon als ich zum ersten Mal das Schiff spürte ich diese Kälte des Kapitän und bekam den schwarzen Humor als Bestätigung dafür auf den Serviertisch geliefert. Trotzdem - da ich wieder etwas anderes erleben wollte, mich auf eine fixe Bleibe freute und Jonathan so begeistert war sagte ich zu. Und so lernten wir auf engem Raum mit Menschen umzugehen, die ihre Launen nur um sich schlugen, denn
leider waren wir etwas gefangen auf dem Schiff, da wir als Crew in Thailand eingecheckt waren und wieder mit dem Schiff das Land verlassen mussten. Eine psychische Herausforderung für uns - einerseits versuchten wir mit dem Kapitän, seiner Frau und dem bereits sehr gut eingeschulten Crewmember immer zu besprechen, was uns auf dem Magen liegt, andererseits war es ihnen einfach unmöglich zu machen wie ungut und undankbar sie mit uns umgingen und auch sich ihr Leben vermiesten und schwer machen. Wir fanden dieses Schiff auf HelpX, und dort gibt es eigentlich klare Regeln: es wird gegen rund 4 Stunden gearbeitet gegen Kost und Logie. Die Arbeit war hart und anfangs arbeiteten wir fast 2 Wochen durchgehend morgens bis abends. 
Zum Trost war dieses wunderschöne Schiff in traumhafter südthailändischer Umgebung, die wir wenigstens ein bisschen auskundschaften konnten.
Zunächst entschieden wir uns, dass ich alleine nach Australien gehen soll und Jonathan weiter freiwillig arbeitet. Kurz vor meinem Abflug entschieden wir uns aber um, da Jonathan die Gelegenheit nutzen wollte Geld zu verdienen. 
Und genau zu Weihnachten, als ich dachte, hier ist aber auch gar nichts was an dieses wunderschöne Familienfest erinnert - da kamen zwei Engerl: einer in Form eines Autofahrers, der uns zum abgelegenen Hafen fuhr und kein Geld dafür verlangte und der zweite in Form eines deutschen Kapitäns eines weiteren Schiffes, der uns bei sich schlafen lies und uns zum Essen einlud. 
Interessanterweise beide Muslime.....

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Reunion in Sri Lanka & 365 Tage unterwegs


Beschilderte Begrüßung :)
Sooo viele Tage sind wir schon unterwegs!
Jonathan:
Der Sprung von Nepal nach Sri Lanka gelang uns dank billiger Flüge sehr schnell und leicht. Nach unseren Eindrücken in Indien waren wir auch nicht so traurig das ganze Land zu überfliegen, wohlwissend, dass Indiens Norden sich sicherlich vom Süden unterscheidet. 
Sri Lanka ist ein vorwiegend buddhistisches Land. Aber es sind alle großen Religionen vertreten und sie machen auch kein Geheimnis daraus! Abgesehen davon ist das Land gezeichnet von seiner kriegerischen Vergangenheit. Jetzt herrscht Friede, die Wirtschaft wächst und den Menschen geht es verhältnismäßig gut.
...Am Fischmarkt...
Der erste Eindruck in Sri Lanka überraschte uns: Das Land obwohl es noch sehr Indien ähnelt ist wohlhabender und vor allem sauberer! Wir fühlten uns gleich sehr wohl. 
Die ersten Tage, bevor Manu's Vater uns besuchte gingen wir gleich in die Berge. Sie ziehen uns halt doch immer wieder an. Adams Peak: Ein heiliger Berg auf dessen Gipfel sich angeblich ein Fußabdruck Buddhas befindet. Während der Saison wird er von Pilgern und Touristen geradezu überrannt, alle wollen einen Sonnenaufgang auf einen der höchsten Gipfeln Sri Lankas erleben. Wir waren nicht zu dieser Zeit dort und wir waren auch nicht so heiß auf einen Sonnenaufgang. Wir wollten eine schöne billige Unterkunft bei angenehmen Klima. Ich war ein wenig angeschlagen, kleine Spaziergänge genügten uns. Nach ein paar Tagen in den Bergen gingen wir wieder zurück in die Zivilisation um Manu's Vater abzuholen und dann ging die Odyssee durch Sri Lanka so richtig los.
Zuerst fuhren wir ein wenig in den Norden, durchquerten die Insel, hielten an antiken Städten wie z.B. Anuradhapura, um dann an die Ostküste zu gelangen, von der wir nur gutes hörten. Das Wetter sollte dort um diese Zeit besser sein und weniger von diesen großen Touristenburgen waren zu erwarten. Der Tsunami von 2004 hatte auf dieser Seite der Insel einiges zerstört, nun wurde vieles touristengerecht wieder aufgebaut.

Schlafender Buddha. Ein ganz besonderer Ort!
Aber wir fanden einen Strand, der all unsere Wünsche erfüllte: Genug Infrastruktur um einen typischen Urlaub zu verbringen, surfen, und doch nicht übertrieben touristisch. Hier, in der unter Surfern bekannten Arugam Bay, verbrachten wir eine Woche, danach zogen wir weiter an die Südküste, vorbei an dem schönen Bergdörfchen Ella, in das Touristendörfchen Mirissa. Hier verbachten wir die letzten entspannenden Tage mit Manu's Vater. Dank ihm war es uns möglich wie richtige Touristen Urlaub zu machen. Tuktuk fahren, nicht immer nur in Straßenrestaurant essen genießen und schöne Unterkünfte waren eine willkommene Reiseabwechslung. Danach trennten sich unsere Wege wieder. Wir hatten einen Flug nach Malaysien, Manu's Vater hatte noch ein paar Tage Urlaub (von uns ;)) im Urlaub. 
Zu unserem Jahresjubiläum habe ich ein Video von unserer Radreise gemacht. 
Viel Vergnügen!


Manu:
Genau 365 Tage nach Reisebeginn durften wir meinen Daddy vom Flughafen abholen :)
Was es aber heißt schon 365 Tage unterwegs zu sein wurde uns so richtig bewusst, als wir mit meinem Daddy quasi Urlaub von unserer Reise machen durften: zwar ging es mir gesundheitlich gut, hat mich aber vor allem die Reise durch Indien und Nepal doch psychisch etwas mitgenommen. Mit wenig Geld über die Runden zu kommen, beinahe jeden Tag auf's neue eine Unterkunft suchen, Rucksack ausräumen und wieder einräumen, manchmal nicht richtig schlafen, nach möglichst nahrhaften, guten und günstigen Essen Ausschau halten und dabei trotzdem die Umgebung und die Eindrücke zu genießen - brachte mich immer mehr aus der Balance. 
Reisen - soll nicht bedeuten, möglichst alle Hotspots vom jeweiligen Land zu bewältigen sondern einen guten, manchmal ziemlich intensiven Eindruck des jeweiligen Landes, deren Kultur, Religion und Menschen zu bekommen: beispielsweise bei Locals essen, mit öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren und deren Lieblingsplätze aufzusuchen. 

Typisches Fischerboot
Indy hat immer was zum tratschn :)
Mit Papa unterwegs zu sein, war aber auch eine Herausforderung für uns - er, als Urlauber und wir als Reisende haben uns einen gemeinsamen Weg gesucht. So konnten wir uns einerseits mehr Komfort leisten, er andererseits hat ein wenig Einblick in unseren Reisestil bekommen und fand sich demnach z.B. nach einer langen Odyssee mitten im Nirgendwo in einem leerstehenden schlossartigem "Hotel" in einem dunklen Zimmer, jedoch mit irrsinnig netten Local, wieder, wo uns morgens ein wunderbares Frühstück gezaubert wurde...auch ein kleiner Streit zwischen Tochter und Vater blieb uns nicht aus, den wir aber schnell wieder bereinigt haben und als Nichtigkeit betrachten konnten.
Schöner Strandspaziergang
Ein weiteres gemeinsames Erlebnis werden wir wohl auch nicht vergessen: Papa rettete uns aus einer recht unangenehmen Situation, als wir mit den Rädern illegalerweise zum liegenden Buddha fahren wollten.... Stutti ;*
"Learning by doing" Am Strand hab ich es schon im Griff!

Beim Surferhotspot Sri Lanka's versuchten wir uns zum ersten Mal mit Surfen - Jonathan war gleich so ehrgeizig, dass er sich nicht nur einen fetten Sonnenbrand sondern auch einen dicken Muskelkater holte. Ich gab mich mit einer einzigen erwischen Welle und superschnellen Geschwindigkeit liegend am Surfbrett zufrieden :)
Ein richtig gutes klassisches Essen
Ein Monat waren wir gemeinsam unterwegs - und doch verging die Zeit recht schnell. Wir erholten uns gut und genossen diesen Urlaub richtig. Einen Elefanten, der sich eine Sanddusche gönnte durften wir auch in freier Natur beobachten. 
Es war richtig schön, wieder ein bisschen Heimat bei sich zu haben. 
Und Papa gefiel es gleich so gut, dass er nächstes Jahr wieder zurückkommen möchte :)
Stutti Papabär- hab dich lieb!!
Manu hilft Fischern beim Einhohlen des Netzes
Schöne Wellen in Sri Lankas Süden
Typischer Shop: Hier gibt es alles was man braucht.

Montag, 30. September 2013

Vipassana in Nepal

Das Annapurna Gebirge bei Sonnenaufgang
Vipassana = Introspection = Selbstbeobachtung

Jonathan:
Nach der wilden indischen Zeit haben wir in Nepal unsere Reisetaktik komplett geändert. Wir waren irgendwie beide von den Strapazen in Indien gerädert. Und so litt auch unser friedliches Miteinander stark unter den Strapazen. Nahezu jedes unerwünschte Ereignis entwickelte sich zum Streit und so waren wir eigentlich ganz froh im "Vipassana meditation center" zu landen und zur Ruhe zu kommen. Erfahrungen in Indien waren wichtig und lehrreich, aber nicht gerade leicht zu ertragen.

Weltweit, auf Spendenbasis: www.dhamma.org

Nepal ist ein Land indem ich mich lange aufhalten könnte! Überall warten Herausforderungen und spannende Angebote für Abenteurer. Mit dem nötigen Geld kann man in Nepal unglaublich schöne  Berge besteigen, umrunden oder einfach über Pässe von Tal zu Tal trecken. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend und die Leute sind sehr nett. 
Es gibt die bekannten kommerziellen Touristenrouten zum Everest Base camp, oder rund um die Annapurna Range, die trotz des Massentourismus sehr schön sein sollen und es gibt unzählige Wege und Trecks die weniger abgetreten sind. Ganz Nepal ist durchzogen mit einem dichten Netz an Wanderwegen. Straßen gibt es, bis auf einige Stichstraßen in Richtung der hohen Berge, nur auf der südlichen Hälfte des Landes. 
Unsere Wanderungen beschränkten sich auf die lokalen Gegenden rund um Pokhara, denn die Abenteuerlust hielt sich trotz des riesigen Angebotes in Grenzen. Für Nepal muss man eine eigene Reise planen.


Everything is "Anicca" - impermanent, changing...
Unser Monsunausblick vom Meditationszentrum (hinter den Wolken ist das Himalayagebirge)

Für ein paar Tage lebten wir auf einer kleinen Farm. Der Bauer, ein sehr engagierter Permakultur Bauer setzt sich stark für seine Kollegen ein, um die Landflucht in Nepal zu verhindern. Er bietet Seminare für seine Nachbarn an und er sammelt Spenden für eine Landwirtschafts- Schule in der Region. Wir selbst mussten nicht viel arbeiten. Wir hausten im Bauernhaus über dem Wasserbüffel,  zwischen Ratten und überdimensional großen Spinnen. Aber es gab ein schützendes Moskitonetz.
Die Menschen am Land leben nicht in Armut, aber sie leben sehr sehr einfach, was viele aus dem Westen wahrscheinlich mit Armut verwechseln. 
Fließend Wasser gibt es nun zwei mal am Tag an einem Brunnen den sie mit 12 Nachbarn teilen, Strom gibt es abends für ein paar Stunden. Sie verwenden zum Arbeiten nur sehr wenig Geräte wie eine Machete, sogar der Büffelstall wird per Hand ausgemistet! Eingekauft wird fast nie, die Menschen sind Selbstversorger. Unsere Gastgeber waren wegen der Touristen (pro Nacht und Kopf mit Vollverpflegung umgerechnet ca 1,80 €) eher wohlhabend. Sie konnten sich Arbeiter leisten, die das alte Ehepaar unterstützen.
Die Menschen am Land wirken auf jeden Fall glücklicher als die Menschen in den Städten, auch wenn sie sich über wenig Geld und harte Arbeit beschweren.

Coffee Farm nähe Begnas Tal/Pokhara
Auf unserer Reise nach Kathmandu stoppten wir noch in dem kleinen süßen Dörfchen Bandipur. Ein Dorf mit faszinierender Aussicht auf die Achttausender und vielen Möglichkeiten für kleine Wanderungen durch die Hügellandschaft.

Bergdorf nahe Bandipur
Und dann waren wir in Kathmandu. Wir hausten natürlich in der bekannten "Freakstreet". Die Straße wurde damals so genannt weil sich dort die ersten Touristen, meist langhaarig und bekifft versammelt hatten, wegen der billigen Unterkünfte und der schönen zentralen Lage direkt neben der ehemaligen Residenz  des Königs.
Und weil gerade Welt Tourismustag war bekam ich zum Abschied noch einen Khata umgehängt. Khata ist ein weißer Schal, der traditionell zur Begrüßung dem Gast überreicht wird als Zeichen des Wohlwollens und des Mitgefühls.

"Monkey" oder Swayambhunath Stupa in Kathmandu
Manu:
Wie sehr hab ich mich auf die 10 Tage Vipassana Meditation mitten in der Natur gefreut!
Endlich wieder zur Ruhe kommen, fern von all den Menschen und der hektischen, lauten Umwelt. 
Wie verläuft also so ein 10 Tages Kurs (mit Anreise- und Abreisetag sind es 12 Tage): Am Ankunftstag werden wir eingeteilt - Jonathan wird ein Bett im Männerbreich zugeteilt und ich bekomme eines in einem 4 Bett Zimmer auf der Mädlsseite. Wir dürfen noch reden und uns beim Essensbereich unterhalten während so langsam alle Teilnehmer aus der ganzen Welt eintrudeln. Ich bin mit einer Neuseeländerin, einer Irakerin und einer Nepalesin im Zimmer - schon am ersten Tag hatte ich das Gefühl, dass so manche die 10 Tage schweigen nicht durchhalten werden....


Vipassana Tagesablauf - 10 Tage schweigen und meditieren

Es gibt noch ein letztes „normales“ Abendessen bevor wir eine kurze Einführung erhalten und abends die erste Meditationseinheit stattfindet - danach heißt es STILLE (mit dem Personal und Assistentlehrer darf jedoch bei Bedarf gesprochen werden) für 9 Tage. 
Die ersten 3 Tage lernen wir uns des Atem zu bewusst zu werden, indem wir ganz bewusst auf den Nasenbereich achten sollen um unsere Konzentration zu schärfen. Die Gedanken die anfangs wild sind sollen ruhiger werden, damit wir für die Vipassana Meditation vorbereitet sind.

Rückblickend waren die ersten drei Tage die härtesten für mich. In den Pausen schlafen wir vor Erschöpfung und beim Meditieren ist mein Kopf voller wilder Gedanken - irre was alles so im Kopf herumschwirrt und wie schwer es doch fällt einfach nur auf den Atem zu achten! 10 Stunden pro Tag meditieren wir auf unseren Kissen im großen Saal mit geschlossenen Augen. Schmerzen tauchen auf, die Sitzposition musste ich dauernd wechseln, weil mir alles schon weh getan hat.


Die Essenspausen: Unser Frühstück um 6.30h war unterschiedlich, jedoch immer warm. Das Mittagessen um 11h bestand hauptsächlich aus vegetarischem Dhal Baht - Reis mit verschiedenen Gemüsesesorten und Abends um 17h gab es nur mehr Tee, ein bisschen Früchte und gepufften Reis mit Nüssen. 
Am Tag 4. lernen wir Vipassana: wir sollen für eine Stunde so ruhig wie möglich sitzen - am Besten gar nicht bewegen und scannen unseren Körper von Kopf bis Fuß auf jede Empfindung die wir spüren - wir beachten sie, sollen aber nicht darauf reagieren - wir nehmen sie an, so wie sie ist - sollen keine Wut, Ärger, Aversion aber auch nicht Genuss oder Verlangen empfinden. Leichter gesagt als getan, wenn es hier juckt und da schmerzt. Eine Stunde scheint dann wie eine Ewigkeit....aber wenn wir diese Empfindungen beobachten und nicht gleich reagieren, bemerken wir, dass sie kommen aber auch wieder gehen...


Durch Meditieren können wir einen ausbalanciertes Denken und somit auch Handeln erlernen. Alles im Leben ist „Anicca“ - Veränderung und unser Ego löst sich immer mehr auf zu einem Leben Miteinander.
Abgeschirmt und in Ruhe konnte ich so richtig tief meditieren und erfahren wie ruhig es in meinem Kopf werden kann und welche tiefsitzenden, scheinbar vergessenen Erinnerungen und Empfindungen wieder an die Oberfläche kommen, die ich versuche zu beobachten. Wie schön! :) Außerhalb des Meditationszentrums voll mit Einflüssen aus der Umwelt musste ich allerdings erkennen, dass es nicht mehr bzw. noch nicht so „einfach“ und tiefgehend ist zu meditieren und die Ruhe im Kopf wieder verschwindet....
Ich kann diese Erfahrung nur jedem Empfehlen! Übrigens: Vipassana Meditation wird weltweit in Meditationszentrum angeboten und darf immer nur auf Spendenbasis gehen! Wir werden als Gegenleistung in Malaysien freiweillig mitarbeiten und assistieren. 
Am Tag 9, an dem wir wieder reden durften wollte ich gar nicht so richtig - meine Mädls im Raum hielten es schon während der 10 Tage nicht aus und kicherten und flüsterten immer wieder - kaum durften sie reden brach ein richtiger Redeschwall aus!! Hilfe - ich flüchtete!


Chillen in Pokhara
Die Tage nach Vipassana verbrachten wir ruhig in Pokhara, trafen uns mit den anderen Teilnehmern und wanderten auch einmal gemeinsam nach Panchase. Einen wunderschöner Ausblick auf das Annapurna Gebirge hatten wir dort frühmorgens vom Gipfel aus!
Nepal ist ein landschaftlich wunderschönes Land. Schade finde ich nur, dass sie aus den Bergen so ein irres Business machen - kaum kommst du in die Nähe der Berge musst du (manchmal sogar völlig irre hohe Preise) zahlen. So entschieden wir uns lieber zu einer Coffeefarm zu gehen, mit den Locals und ein paar Reisenden zu leben und danach noch ein süßes Bergdörfchen am Weg nach Kathmandu zu besuchen. Auch hier in Nepal war die Zeit einfach viel zu kurz - schön jedoch, dass ich eine weitere wertvolle Lebenserfahrung mit der Vipassana Meditation machen durfte :)

Frühstück mit Ausblick im süßen Bergdörfchen Bandipur

Samstag, 31. August 2013

Incredible North of India

Incredible God of India
Jonathan:
Indien ist ein Land der Extremen. 
Auf dieses Land muss man sich gut vorbereiten es ist einfach so anders als die Heimat und anders als alles was wir bis jetzt erlebt haben.
Der Flughafen in Delhi ist wie jeder andere Flughafen schön sauber viele Leute die auf ihren Flug warten, oder zu ihrem Flug eilen, oder verwirrt drein schauen weil sie nicht wissen wohin es jetzt gehen soll. Zur letzteren Gruppe gehören wir. Man hat uns gewarnt wir werden schockiert sein wenn wir in Delhi ankommen. Noch war alles im grünen Bereich. Die nagelneue klimatisierte U- Bahn brachte uns ins Zentrum und da fängt Delhi für uns an: Extreme schwüle Hitze. Man glaubt gar nicht, dass das wirklich die Temperatur ist und das es nicht kälter wird. Aber so ist es. 
Aus dem Bahnhofsgelände draußen wurden wir gleich von unzähligen Rikscha, - Tuktuk,- und Taxifahrern angefallen, die uns ihre Dienste anbieten wollten. Einfach Ignorieren, sonst werden sie nur noch penetranter. Sie stellen sich extra in den Weg sie laufen uns nach sie halten uns fest.... aber wir wollten gehen wir wussten es ist nicht weit. 
Bis wir dann einen Schlafplatz hatten, war dann doch viel Zeit vergangen. Wir flüchteten in ein etwas nobleres Hostel. Umgerechnet 10 € ist verhältnismäßig teuer für Indien aber wir wussten nichts besseres. Im Hostel angekommen fingen wir gleich an Pläne für die Flucht aus Delhi zu schmieden und  so geschah es, dass wir am nächsten Abend zum Bahnhof gingen und mit dem Zug aufs Land hinaus fuhren auf eine kleine Farm. Irgendwie war ich trotzdem interessiert in die Stadt und die Leute und so gingen wir zu Fuß zum Bahnhof durch die engen Gassen und Straßen. Vorbei an elender Armut und an riesigen historischen Gebäuden zum Bahnhof. 
Zug fahren ist ein Erlebnis für sich. Man sollte es auf jeden Fall gemacht haben wenn man nach Indien fährt.
Ein Erlebnis wert - Zugfahren in Indien / Sleeperclass
An die Armut in diesem Land kann ich mich nicht gewöhnen man muss es einfach hinnehmen. Die Kinder betteln, die Menschen legen sich einfach irgendwo hin und schlafen, jede Ecke ist eine öffentliche Toilette, überall Tiere von der Kuh bis zur Ratte... In Haldwani, die Stadt nahe unserer Farm, kamen wir um 4 Uhr in der Früh an wir mussten warten bis es hell ist. Wir konnten beobachten, wie die Stadt langsam aufwacht. Auf dem Weg zum Bus fanden wir einen Menschen, der irgendwie seltsam schlief. Mitten auf der Straße und irgendwie in einer komischen Position. Als ich etwas näher hin ging sah ich die Blutlake in der sein Kopf lag. Er war wohl tot. Niemand kümmert sich um ihn. Das ist wohl keine Seltenheit in Indien. Auch wir gingen weiter. Die Farm war entspannend. Wir mussten keinen Finger rühren selbst wenn wir arbeiten wollten. Nein nein relax, relax!
Die Woche verging schnell. Entspannt starteten wir wieder unsere Odyssee durch Indiens Norden. 
Wir bis nach Leh in Ladakh, ganz im Norden Indiens, nahe der Grenze zu Tibet, fuhren wir drei Tage mit Zug und Bus. Die Straße führte über den zweit höchsten Pass der Welt.

2. höchst befahrbare Pass der Welt
Eine Abenteuerliche, aber traumhafte Strecke. Eine Spitzenherausforderung für Radl-fahrer! Leh ist sehr touristisch, aber trotzdem schön. Hier verbrachten wir den Großteil unserer Indien Zeit. Wir hausten bei einer netten Familie am Stadtrand. Wir gingen Wandern und wir waren Rafting am Zanskar. Eine spaßige aber kühle Abwechslung. Wir wollten eigentlich über Jammu und Kaschmir nach Amritsar. Die Region liegt an der Grenze zu Pakistan und so passiert es immer wieder, dass Spannungen auftreten und die Region unsicher, oder gar gesperrt wird. Und so war es auch als wir dort hin unterwegs waren. In Jammu ist alles gesperrt. Ausgangssperre, und Straßenblockaden veranlassten uns dazu wieder zurück nach Leh zu fahren und die gleiche Strecke mit dem Bus zurück nach Manali. Von dort ging es weiter nach Dharamsala. Wie der Zufall es so wollte, nutzten wir die Gelegenheit, seine Heiligkeit, den Dalai Lama in seiner Residenz bei einem Teaching zu zuhören. Sehr interessant und lehrreiche Erfahrungen gab er uns mit auf die Reise.
Auf dem Weg nach Nepal fuhren wir noch nach Varanasi. Eine historische uralte Stadt angeblich die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Welt. Eine sehr indische Stadt. Varanasi liegt am Ganges. Hier ist es wo die bekannten Bestattungen statt finden. Für Hindus sind die Ufer des Ganges der heiligste Ort. Wer hier bestattet wird kann dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt entkommen und direkt in den Himmel kommen. So werden hier unzählige Leichen verbrannt und deren Asche im Fluss verstreut. Außer Priester und Kinder, die sind zu heilig, die werden nicht verbrannt. Sie werden mit einem Stein in der Mitte des Flusses versenkt.
Abkühlen im Ganges ist hier also keine gute Idee.
Leider hat der Monsun Indien hart getroffen und das Wasser das in den Bergen Katastrophale Schäden mit tausenden Toten angerichtet hat war auf dem Weg zum Meer gerade in Varanasi. Die Häuser nahe am Fluss und die berühmten Ghats standen alle unter Wasser. Wir konnten nicht viel sehen. Viel Regen, viel Wasser und extrem viel Dreck. Das ist unser Eindruck von Varanasi. Aber ich bin sicher es ist eine schöne Stadt wenn man zur rechten Zeit dort ist. Wir waren es nicht.

Verzweifelte Inder an ihrem heiligen, überfluteten Fluss
Also fuhren wir gleich weiter nach Nepal. Indien in nur einem Monat kennen zu lernen ist meiner Meinung nach nicht möglich - das Land ist zu vielfältig, zu groß. Es ist faszinierend, schockierend, schön, ekelhaft und spannend. Für Indien braucht man auf jeden Fall eine dicke Haut.

Die Affen tanzen durch den Wald, die Stadt und überall...
Manu:
India. Incredible India - mit diesen diesem Slogan wird überall geworben.
 Auf unserer Reise sind wir immer wieder ärmlichen Verhältnissen begegnet, haben oft nicht in säubersten Verhältnissen gehaust und wussten zumindest soviel von Indien - viele Menschen, Krankheiten und Armut wird uns erwarten. So also dachte ich, wäre ich doch nicht ganz so unvorbereitet, als würde ich direkt von Österreich zum ersten Mal nach Asien und Indien kommen.
Und doch hat es mich umgehauen.
Und doch hat mich der Kulturschock mit Haut und Haar gänzlich erwischt.
Kaum aus der modernen Metro, der Illusion in einer sauberen geregelten Stadt angekommen zu sein, beim Main Bazaar auszusteigen, haut einen wahrlich um: der starke Gestank, die schwüle Hitze, die tausenden Menschen, Tiere überall, das Gehupe, Geschrei, Anbetteln, Anheuern, Fliegen auf dem Essen und der unglaublich viele Dreck... Eindrücke, Einflüsse von überall lassen Körper und Geist so richtig durchschütteln.

Fleisch und Milch mit Pappkarton-Plastikgeschmack??
Wo sind wir hier gelandet?
Von der unberührten schönen Natur Kyrgyzstan mitten am Main Bazaar in Delhi angekommen.
Wo sollen wir hin?
Als Reisender von Land zu Land sind wir nunmal nicht so gut vorbereitet, wie manch Tourist der oft schon Monate voraus die Reise plant...
Die Flucht in ein (für Indien) überteuertes Hostel gab mir zumindest ein wenig Schutz, wollte ich doch am gleichen Tag eigentlich gar nicht mehr raus.
Mein einziger Gedanke war: ich muss hier so bald wie möglich weg! Gut, dass wir schon im voraus eine Farm im Norden gefunden haben, zu der wir uns zurückziehen und akklimatisieren können.
Aus Not ein völlig überteuertes Zugticket gekauft, einen Tag (hauptsächlich im Hostel) in Delhi und eine Nacht in der Sleeper Class später, kamen wir frühmorgens in Haldwani an - mussten vorbei am leeren Bazaar durch dreckige Straßen, Menschen die einfach am Straßenrand schlafen, gaffen oder rumspucken, Affen die durch die Stadt tollen und einem toten Menschen mitten auf der Straße liegend, sowie eine Busfahrt später sind wir endlich in der Natur und abgelegenen Farm angekommen.
Und wie hab ich es genossen, einfach mal nichts zu tun um mich an die Schwüle, den Monsun, die Eindrücke und an Indien zu gewöhnen.

Unsere Farm-Oase
Eines hat mir an Indien allerdings vom ersten Augenblick gefallen: das Essen (allerdings nicht von der Straße) - hauptsächlich vegetarisch - ist unglaublich lecker.
Wir denken gar nicht mehr daran Fleisch zu essen - so widerlich ist die Haltung der Tiere, die Zubereitung und die Lagerung -.-
August ist die ideale Zeit um den Norden von Indien, genauer gesagt Ladakh zu besuchen. Hier auf rund 3500hm ist zu dieser Zeit anders als im restlichen Indien kein Monsun und die Temperaturen angenehm. Ladakh bietet alles für Touristen. Langweilig wird einem bestimmt nicht: Bergsteigen und Wanderrouten von einer Stunde bis zu Monaten, Rafting, Canoying, Pferdereiten, Mountainbiken auf den angeblich höchst befahrbaren Pass der Welt, Motorradfahren auf einer der gefährlichsten, höchsten und schönsten Straße der Welt etc etc...
Stundenlang fahren wir mit dem Localbus von Manali nach Keylong (7 Stunden) und am nächsten Tag 14 Stunden nach Leh - der einzige Weg nach Ladakh, wenn in Kashmir die Straßen gesperrt werden, weil es Probleme zwischen Indern und Pakistanis gibt.
Zwecks Höhenakklimatisierung ist es besser in Keylong zu stoppen, da Leh auf über 3000hm liegt und die Straße teilweise auf 5300m geht - die Touristenjeeps achten leider nicht darauf. Und auch wir bekommen Auswirkungen einer Höhenkrankheit zu spüren, obwohl wir doch ganz gut akklimatisiert waren...
Hunderte Buse, LKW's, Jeeps und Motorräder quälen sich rauf und runter, schlängeln sich durch abgelegene Täler und durch eine wunderschöne atemberaubende Landschaft. Ungefährlich ist die Straße nicht - durch Regenfälle kommt es immer wieder zu Erdrutschen - hunderte Arbeiter schlafen und leben in der Saison neben der Straße um für fast nichts die Strecke frei zu halten. Ich bin dankbar für diese Helferlein, die es möglich machen diese unglaublich irre Strecke zu befahren.
Ladakh ist anders als das restliche Indien: der buddhistische Einfluss ist hier deutlich zu spüren, es ist sauberer und die Inder sind hier eher in der Unterzahl: Viele Tibeter, Nepalesen und Touristen lockern hier die indische Bevölkerung etwas auf.

Die härtesten Arbeiter der Welt
In Dharmasala oder eigentlich McLeod Ganj, dem eigentlichen Wohnort von Dalai Lama - einem kleinen Dörfchen am Hügel mit Blick auf das Flachland Indien's - lernen wir die Glaubensgemeinschaft der Israelis kennen indem wir an ihrer Sabbat Feier teilnehmen dürfen, bekommen die stets positive, fröhliche Ausstrahlung seiner Heiligkeit zu spüren und lernen über die Geschichte und Schicksal Tibets.
Doch dann die Fahrt nach Varanasi, der heiligen Stadt Indiens - äußerst anstrengend. Insgesamt ca 30 Stunden haben wir gebraucht, nur um dann enttäuscht feststellen zu können, dass die Stadt überflutet und deshalb unmöglich zu erkunden ist. Nachdem das grausige Gangeswasser, in welches ich nicht mal eine Zehe reinstecken möchte (es sollen ums tausendfache mehr Kolibakterien als in jedem normalen Flusswasser darin herumschwimmen) bis weit in die Stadt reingeqillt ist und Leichen an mir vorbeigetragen wurden, um diese zum Verbrennungsghat zu bringen (was zu unserer Zeit nicht möglich war) und die Inder ihre heiligen Rituale nicht durchführen konnten, fingen mir an die Tränen herunter zu rollen und ich fragte mich: Wieso sind wir aus der 1.Welt so sensationsgeil um hierher zu kommen und uns dieses Elend und diese Rituale mit anzusehen? Warum kommen Menschen hierher um Urlaub zu machen?
Ich war so froh, endlich nach Nepal flüchten zu können wo auf uns 10 Tage Vipassana Meditation mitten in der Natur warteten. Ich konnte es gar nicht erwarten - und doch kam noch eine Zugverspätung dazu, die dazu führte, dass wir quasi erst in letzter Minute Pokhara in Nepal erreichten...
Incredible India....ich weiß nicht, ob ich Indien völlig abschreibe und nie wieder kommen möchte.  Vielleicht waren wir nur zur falschen Zeit am falschen Ort (mit Ausnahme Ladakh). Dennoch gibt es so viel wunderschöne Fleckchen auf dieser Welt, die ich noch nicht gesehen habe - im Nachhinein ist es gut, Indien erlebt zu haben und mir ein Bild gemacht zu haben. Ich bin sicher, dass ich einiges von diesem Land gelernt habe - vor allem weiß ich mein Heimatland und unser Sozial- und Gesundheitssystem immer mehr zu schätzen...